Görlitz hatten wir ursprünglich nicht auf dem Zettel.
Aber nachdem uns gleich mehrere Menschen unabhängig voneinander diesen Ort empfohlen hatten, war klar: da fahren wir hin. Vor allem reizte uns daran, das „Sächsische Hollywood“ zu erobern, denn Görlitz ist weltweit bekannt als Filmkulisse vieler großer internationaler Filme. So wurde beispielsweise „Grand Budapest Hotel“, „Inglourious Basterds“ oder „Der Vorleser“ mit der großartigen Kate Winslet dort gedreht. Die sehr gut erhaltenen, in Teilen restaurierten Gebäuden haben uns beeindruckt und einige filmischen Erinnerungen wurden geweckt.
Direkt an der Oder-Neiße-Linie gelegen, ist Görlitz die östlichste Stadt Deutschlands mit ca. 50.000 Einwohnern – verbunden mit dem polnischen Zgorzelec durch mehrere Brücken, aber vor allem durch eine gemeinsame Geschichte. Eine „geteilte Stadt“.
Schon nach den ersten Metern in der Altstadt waren wir beeindruckt:
Mehr als 4.000 Einzeldenkmale, aufwendig restauriert, in ganz unterschiedlichen Architekturstilen. Gotik, Renaissance, Barock, Gründerzeit, Jugendstil – und das alles auf engstem Raum. Ideale Filmkulissen.
Wir haben viel Zeit damit verbracht, einfach umherzustreunen. Ohne Plan, ohne Ziel. Wir haben uns treiben und von der Architektur beeindrucken lassen. Nicht ohne eine Abkühlung wie leckeres Eis oder schon mal ein polnisches Bier, in Vorfreude auf die nächsten Reiseabenteuer.
Am frühen Abend hatten wir Gelegenheit bei einem Trompetenbläser-Konzert vor der beeindruckenden Peterskirche, ein markantes Wahrzeichen von Görlitz dabei zu sein. Es wurden sowohl sächsische wie auch alte Kinderlieder von dem Laienensemble gespielt – ein entspannter Ausklang unseres Sightseeing.
Görlitz ist eine besondere Stadt.
Aber sie hat auch eine ruhigere Seite. Vielleicht sogar eine gewisse Zurückhaltung. Für unseren Geschmack, wirkte sie einerseits auf angenehme Weise entschleunigt, andererseits etwas zu gelassen und zu ruhig. Wenig Trubel, viel Beständigkeit. Ein Faktor mag auch sein, dass Görlitz insbesondere bei älteren Menschen sehr beliebt ist. Ein Ort mit Nostalgie und das zu kleinen Preisen. Wer es mag…
Wir hatten das Gefühl, die Stadt lebt von ihrer Geschichte – und ein Stück weit auch in ihr.
Unser Fazit:
Ein interessanter Abstecher mit architektonischer Strahlkraft. Wer sich für Altstädte begeistert, wird hier fündig. Wer dazu noch etwas Atmosphäre und filmreife Kulisse sucht – umso mehr.
Uns hat nur ein Hauch Lebendigkeit gefehlt. Aber vielleicht war genau das – nach all den Eindrücken der letzten Stationen – auch ganz richtig so.